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Kasalla - Für Musikfans landauf, flussab ist die seit 2011 Kölns beliebteste und erfolgreichste Mundart- Band. Ein Status, den Kasalla fast sieben Jahre nach ihrer Gründung mittlerweile unangefochten einnehmen, nicht zuletzt aufgrund des Charterfolges ihres 2017 erschienenen Albums „Mer sin eins“. Das vierte Studioalbum der Band schaffte es auf Anhieb von 0 auf Platz 5 der deutschen Albumcharts und bescherte der Band somit nicht nur die erste Top Ten – Platzierung ihrer Karriere, sondern auch den aktuell höchsten Chartentry einer kölschen Band seit BAP im Jahr 1981. Die spektakuläre Leistung kommt dabei einem musikalischen Durchmarsch von der Kreisklasse in die Champions League gleich - denn was außerhalb der Dommetropole kaum einem Musikinteressierten bekannt ist: die musikalische Konkurrenz ist in Köln weit größer und intensiver als in jeder anderen deutschen Großstadt.
„Es gibt in Köln Dutzende Bands, die Mundart spielen und davon leben können, das glaubt einem ja anderswo keiner, wenn man das erzählt“, wundert sich Sänger und Songwriter Bastian Campmann, der Kasalla 2011 zusammen mit Ex-Peilomat-Gitarrist Flo Peil ins Leben rief. Und fürwahr: eine derart lebendige, aktive und wirtschaftlich erfolgreiche Mundart-Szene im Grenzbereich zu Rock und Pop ist in anderen bundesdeutschen Ballungsräumen kaum vorstellbar. Ein Phänomen, das ohne Karneval allerdings auch nicht möglich wäre. Campmann und Peil fiel die Entscheidung, nach jahrelangen Erfahrungen im Bereich Rock bzw. Punkrock eine Band mit stark lokalem, inhaltlichen Bezug zu gründen, nicht weiter schwer: Bastians Vater war sein Leben lang eine feste Größe in der Musikszene der Domstadt, Flo schrieb bereits u.a. Songs für die kölschen Legenden Bläck Fööss.
Was es allerdings tatsächlich bedeutet, Mitglied einer Band zu sein, deren Musik fester Bestandteil im Repertoire der fünften Jahreszeit ist, vermag man sich anderorts kaum vorstellen. „Während der Karnevalszeit spielt man innerhalb von nur sechs Wochen zweihundert (!) Mal, das sind ca. zehn Auftritte pro Tag“, skizziert Bastian Campmann das Arbeitspensum zwischen Anfang Januar und Mitte Februar, „damit erreicht man allerdings auch unglaublich viele Leute“. Ein Kraftakt, der sich nachweislich auszahlt. Kasalla zählen (u.a. aufgrund des durchschlagenden Erfolgs ihres allerersten Songs „Pirate“, der zu einem der meistgespielten Songs der Karnevalssession 2011/2012 wurde) nicht nur während des Karnevals zu den meistgebuchten Acts – das komplette Jahr hindurch geben die fünf Musiker im Umkreis von hundert Kilometern jedes Wochenende (ausverkaufte) Konzerte.
Das bislang alles überragende Live-Großereignis fand allerdings am 9. und 10. September 2016 anlässlich des fünften Band-Geburtstages statt. Der erste Termin in der 13.000 Zuschauer fassenden LANXESS-Arena, in der größten Halle der Stadt, war ratzfatz ausverkauft, so dass Campmann und Co. ebendort einen zweiten Termin ansetzen mussten. Letztendlich feierten an beiden Tagen 26.000 (!) Fans mit der Band - und den musikalischen Ehrengästen Gentleman, Carolin Kebekus und Von Brücken. Sensationelle Zahlen, die sich selbst in einer vom Lokalpatriotismus geprägten Stadt wie Köln alles Dagewesene übertreffen.
Doch auch im restlichen Bundesgebiet hat sich das Quintett in den vergangenen vier Jahren zu einem veritablen Zuschauermagneten entwickelt. Nachdem die Kölner bei ihrem ersten „Ausflug nach weiter weg“ in 2014 noch in kleinen Clubs und Kneipen vor 100 bis 200 Zuschauern auftraten, kratzt die Band seit der Deutschlandtour im Frühling 2016 national regelmäßig an der Tausender-Kapazitätsgrenze. Die Tour im Herbst 2017 führe die fünf Jungs neben bereits erspieltem Gebiet auch erstmals in die Schweiz und nach Österreich. Insgesamt neunzehn, teils ausverkaufte Stationen standen auf dem Reiseplan.
Dass es dabei nicht (mehr) nur um versprengte Exil-Kölner handeln kann, liegt auf der Hand. „Es gibt natürlich überall rheinländische Enklaven“, sagt Bastian Campmann, „aber es hat sich so entwickelt, dass mittlerweile sechzig, siebzig Prozent der Leute nicht mit dem Rheinland verbandelt sind. Warum das so ist, weiß ich auch nicht, aber ich finde es natürlich geil.“ Auftritte in TV- Sendungen wie Ina Müllers ARD-Late-Night-Show „Inas Nacht (2013), ARD MoMa (2017) und ZDF „Volle Kanne“ (2018) trugen mit Sicherheit zum überregionalen Kasalla-Boom bei.
Am 8. September 2017 erschien mit „Mer Sin Eins“ (in einer Starwatch TV Kooperation) das vierte Studioalbum der Band. Es ist das Follow-Up zum Longplayer „Stadt met K“, der im Februar 2015 erschien und Platz zwölf der Offiziellen Deutschen Charts erreichte. Die Mission war auch diesmal klar. „Wir möchten den Menschen zeigen, dass der Dialekt keine Einschränkung der Musik auf Ufftata aufzwingt - sondern die Möglichkeiten Musik zu machen noch erweitert“, so Gitarrist Flo Peil und der Plan ging auf.
„Mer Sin Eins“ ist das dabei bis dato längste und umfangreichste Werk – stolze achtzehn Songs umfasst das Tracklisting. „Mehr passt nicht auf eine CD“, schmunzelt Basti Campmann. Der Grund ist durchaus naheliegend. „Wir haben in den letzten zwei Jahren intensiv gearbeitet und wollten so viele Songs wie möglich auf das Album packen.“ Wie bereits bei den Vorgängern steht auch bei „Mer Sin Eins“ einmal mehr die musikalische Vielfalt im Fokus. Souverän und mit spielerischer Leichtigkeit bewegt sich die Band zwischen den Genres Chanson, Folk, Elektro und Funk. „Unser Kerngeschäft ist und bleibt aber natürlich auch bei dieser Platte Rock", betont Keyboarder Ena Schwiers. Und natürlich die kölsche Sprache. Der Dialekt. Der ist der rote Faden, der alles zusammenhält.
Dass die Band in zunehmendem Maße vor Publikum spielt, das den Texten nicht vollumfänglich zu folgen im Stande ist, sieht Sänger Basti Campmann wenig problematisch. „Ich bin ich mir auch nicht sicher, dass alle 25- bis 30-jährigen alles verstehen, wenn ein Englisch sprachiger Act zu Gast ist, von den 40-jährigen mal ganz zu schweigen“, mutmaßt er. „Und schließlich es gab ja auch schon mal rumänische Nummer-Eins-Hits. Musik definiert sich nicht nur immer über das Verständnis des Textes. Natürlich ist es hilfreich, aber ich denke aber mal, dass ein hochdeutsch sprechender Mensch wenigstens Teile des Textes und die wichtigen Aussagen im Refrain versteht.“
Anfragen nach Übersetzungen der Texte, die Campmann zusammen mit Flo Peil verfasst, werden tatsächlich wesentlich seltener an die Band herangetragen als man vermuten möchte. „Eigentlich wird nur ab und zu einmal nach einzelnen Worten gefragt, die nicht verstanden werden“, bestätigt Campmann, „aber wir haben auch schon einmal einen kompletten Song ins Hochdeutsche übersetzt. Doch die Anfragen halten sich wirklich sehr in Grenzen.“
Eine gewisse musikalische Seelenverwandtschaft verspüren Kasalla aktuell zu ihren oberbayerischen Kollegen von LaBrassBanda, deren bundesweiter Erfolg in den vergangenen Jahren zeigt, was man mit Mundart so alles erreichen kann. „Musikalisch ist das natürlich ein bisschen was anderes, wir sind ja im Grunde eine Rockband. Aber prinzipiell ist das schon irgendwie dasselbe Phänomen, dass Mundart wieder funktioniert. LaBrassBanda sind riesig, sie spielen große Stadien und Arenen und ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt alle Bayern verstehen, was der Kollege da singt“, schmunzelt Campmann.